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AutorenbildJonathan Schwieger

Städte auf Grünkurs

Weltweit stellen sich Städte den Herausforderungen der Klimakrise. Im Folgenden zeigen wir Ihnen vier Beispiele dafür, wie Städte entsprechende Maßnahmen zur Klimaanpassung ergreifen.


Der Klimawandel ist schon lange keine Zukunftsmusik mehr, sondern ein gegenwärtiges Problem, das uns alle betrifft – vor allem aber Menschen, die in Städten leben. Die rekordverdächtigen Hitzewellen, die über die Kontinente hinwegfegen, machen klar: die Klimakrise ist Realität. Im Sommer 2022 stiegen die Temperaturen in Paris, London und Frankfurt auf über 40 Grad Celsius an. Jüngste Studien haben ergeben, dass weltweit 2 Milliarden Menschen, die in Städten leben, von extremer Hitze betroffen sind – und zwar schon jetzt, nicht erst in einem von globaler Erwärmung geprägten Zukunftsszenario, in dem Hitzewellen stetig zunehmen und länger andauern.

Städte auf Grünkurs
© okalinichenko — stock-adobe.com

In Städten sind die Temperaturen sogar noch höher als auf dem Land, was auf die dichte Bebauung zurückzuführen ist, die die Wärme in den Wänden und in der Umgebungsluft speichert. Die Kombination aus hohen, dicht aneinandergebauten Gebäuden, mehr Bürgersteigen, zunehmender Luftverschmutzung und extremen Temperaturen verstärkt den Effekt der sogenannten städtischen Wärmeinseln.


In den letzten Jahren loderten in Asien, Afrika, Europa und Amerika Waldbrände, die Hunderte von Städten und Menschen in extreme Gefahr brachten. Schwere Dürreperioden in Europa legten Flussufer und die Unterläufe von Seen frei, und Grasflächen wurden in Städten auf dem ganzen Kontinent von der Sonne versengt.


Hitze, Dürre und Waldbrände sind jedoch nicht die einzigen Probleme, mit denen sich Städte aufgrund der Klimakrise auseinandersetzen müssen. Der Anstieg des Meeresspiegels und das erhöhte Überschwemmungsrisiko wurden von Wissenschaftlern seit Langem vorhergesagt und stellen gerade auch für Küstenstädte eine besonders große Herausforderung dar.

Doch Städte lernen schnell, wie sie sich am besten an den Klimawandel anpassen – und wie sie ihn abschwächen – können.


Wie passen sich Städte an den Klimawandel an?

Es gibt viele Möglichkeiten, wie sich Städte an die Erderwärmung anpassen können oder bereits entsprechende Maßnahmen ergreifen. Diese Liste ist keineswegs vollständig, aber hier sind einige innovative und wirksame Beispiele für Städte, die sich zu grünen Arealen entwickeln:


1. Zürich: Die „Schwammstadt“

Zürich Stadt als Schwammstadt
Zürich Stadt © Lumixera — stock-adobe.com

Ein häufiges Problem in vielen Städten ist, dass es mehr Straßenbelag (Beton, Asphalt und Teer) als natürlichen Boden gibt, was den natürlichen Wasserfluss stört. Das Wasser kann nur in die Straßen oder in die Kanalisation abfließen, da es nicht auf natürliche Weise vom Boden aufgenommen werden kann. Dies kann einerseits zu Sturzfluten führen, wenn es schlagartig oder extrem stark regnet, andererseits wird in trockeneren Jahreszeiten auch dringend benötigtes Wasser verschwendet.


Eine Lösung für dieses Problem, die viele Städte anwenden, ist das so genannte „Schwammstadt“-Konzept. Das Konzept der Schwammstadt klingt zunächst abstrakt. Aber der Name verrät bereits, wie es tatsächlich funktioniert: Die Stadt wird so umgestaltet, dass sie wie ein Schwamm fungiert und Wasser speichert. Anstatt das Wasser in die Kanalisation abzuleiten, unterstützt eine Schwammstadt die natürliche Entwässerung und lässt das Wasser im Boden versickern.


Eine Schwammstadt kann auf viele verschiedene Arten erreicht werden, z. B. durch wasserdurchlässiges Pflaster, Dachgärten oder unterirdische Wasserspeichersysteme. Die Hauptidee ist es aber, mehr Grünflächen anzulegen und eine Stadt zu schaffen, die im Einklang mit der Natur ist, anstatt diese zu bekämpfen.

Schwammstadt Zürich
Inkoh-Pflanzenkohle in Zürich © www.inkoh.swiss

Zürich ist eine der neuesten Städte, die sich in die Riege der Schwammstädte einreihen will. Sie hat vor kurzem ihre Regenwasserkanäle geschlossen, um das Wasser in eine Schwammzone zu leiten. Zudem hat Zürich die Größe seiner Grünflächen verdoppelt und überall in den Straßen einheimische, insektenfreundliche Pflanzen gepflanzt.


Zürich folgt dem Beispiel Stockholms und verstärkt den Schwammeffekt seiner Grünflächen, indem es die Böden der Stadt mit Pflanzenkohle anreichert. Normalerweise wird Pflanzenkohle wegen ihrer nährstoffreichen und wasserspeichernden Wirkung in der Landwirtschaft eingesetzt, aber sie ist auch eine gute Lösung für Städte, die sich zu einer Schwammstadt entwickeln möchten, denn Pflanzenkohle kann bis zu fünfmal mehr Wasser zurückhalten als ihr eigenes Gewicht.


Darüber hinaus hat Zürich letzte Woche als erste Schweizer Stadt zu einer Kreislaufwirtschaftsstrategie verabschiedet.


2. London: Die 15-Minuten-Stadt


Fast 70 % der weltweiten Emissionen entfallen auf Städte. Eine Möglichkeit zur Verringerung dieser Emissionen und des Wärmeinseleffekts in städtischen Gebieten besteht darin, die unmittelbare Verschmutzung durch übermäßigen Verkehr und zu viele Autos in den Städten zu reduzieren.


Während Städte wie Amsterdam bereits gut mit nachhaltigeren Fortbewegungsmethoden wie dem Fahrradfahren gerüstet sind, ist dies in vielen anderen Städten nicht der Fall. Aber das könnte sich ändern: Erst im vergangenen Sommer wurden in Tübingen, einer kleinen Stadt in Süddeutschland, die Fahrradwege in die Mitte der Straße verlegt, um das Fahren für Radfahrer sicherer und einfacher zu machen, während die Busse am Straßenrand halten und Fahrgäste aufnehmen können.


In anderen Städten wie London wird die Infrastruktur überarbeitet, um den Verkehr zu reduzieren: Die Städte sollen so dezentralisiert werden, dass alles, was man braucht – Lebensmittelgeschäfte, Apotheken, Arztpraxen usw. – innerhalb von 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen ist. Das Umdenken rund um die „15-Minuten-Stadt“ ist ursprünglich auf die Corona-Pandemie zurückzuführen, denn es galt, das Virus auf diese Weise einzudämmen. Jedoch hatte dies auch weitere positive Auswirkungen auf die Umwelt zur Folge: reduzierte Verkehrsemissionen und mehr Fußgängerzonen.


Eine weitere Option, die in der Stadt immer mehr an Bedeutung gewinnt, sind Initiativen zur gemeinsamen Nutzung von Verkehrsmitteln, die es den Nutzern ermöglichen, Fahrzeuge zu mieten und zusammen zu nutzen. Mehr Initiativen wie diese können für städtische Gebiete, die nachhaltiger werden und Emissionen reduzieren wollen, einen großen Unterschied machen.


3. Genua: Die Solarstadt


Das Überdenken der grundlegenden Infrastruktur und eine effizientere Gestaltung von Städten bilden eine weitere Möglichkeit der städtischen Klimaanpassung. Die Nutzung erneuerbarer Energien in neu errichteten Infrastrukturen ist beispielsweise ein intelligenter Weg für Städte, um sich selbst mit Energie zu versorgen und dadurch nachhaltiger zu werden.


In Genua, Italien, wurden Solarpaneele entlang der Stützbalken einer neu renovierten Brücke integriert. Durch diese einfache Ergänzung wird der Platz effektiv genutzt und die Brücke kann ihre eigene Beleuchtung, Sensoren und andere Systeme mit Strom versorgen. Da die Brücke selbst Energie erzeugt, entstehen nur minimale Auswirkungen auf die Umwelt.


Neueröffnung des Brücke in Genua
Neueröffnung der Brücke in Genua, Italien © Nazario — stock-adobe.com

Generell hat die Solarenergie in Italien einen Aufschwung erlebt und bietet Städten wie Genua, eine gute Option, Emissionen zu reduzieren. Fotovoltaikanlagen sind zwar mit hohen Anschaffungskosten verbunden, doch angesichts der exponentiell steigenden Energiekosten könnte sich die Eigenerzeugung erneuerbarer Energie für sonnenreiche Städte lohnen.


Jüngsten Berichten zufolge sind die Kosten für Technologien zur Nutzung regenerativer Energien in den letzten zehn Jahren stetig gesunken, was es für Städte realistischer macht, sie in ihre Infrastruktur zu integrieren.



4. Jakarta: Die Mangrovenstadt


Mangrovenpflanzung auf Indonesien
Mangrovenpflanzung auf Java, Indonesien

Überschwemmungen sind für Städte an der Küste eine unvermeidliche Folge der globalen Erwärmung und des steigenden Meeresspiegels. Keine Stadt ist sich dessen mehr bewusst als Jakarta, Indonesien. Die Stadt sinkt – und zwar schnell. Während die Regierung einen Küstenschutzwall errichten will, versuchen Projektentwickler, auch die natürlichen Küstenschutzwälle der Insel wieder aufzubauen: ihre Mangrovenwälder. In der Vergangenheit verließ sich Indonesien auf seine dichten Mangrovenwälder als zuverlässigen Schutz gegen Überschwemmungen, aber in den letzten 30 Jahren sind fast 40 % der Mangroven verschwunden. Die Wiederherstellung der Mangrovenwälder kann Dörfer und Städte wie Jakarta an den Küsten vor extremen Klimaereignissen wie Taifunen schützen.


Beispielsweise stellt ein solches Mangrovenprojekt auf Java diese wichtigen Kohlenstoffsenken bereits wieder her. Es ist bekannt, dass Mangrovenwälder mehr Kohlenstoff pro Hektar absorbieren als Wälder im Landesinneren. Sie können entscheidend zur Abschwächung des Klimawandels beitragen. Wenn Städte sich mit den direkten Ursachen befassen, kann dies dazu führen, dass sie naturbasierte Lösungen für den Klimawandel finden.


Nachhaltige Städte: Ist es möglich, Großstädte umweltfreundlich zu gestalten?


Ja! Die Entwicklungen der letzten Jahre sind vielversprechend, und das Konzept der nachhaltigen Stadt entwickelt sich in eine spannende Richtung. Neben den oben genannten Beispielen gibt es weitere innovative Technologien und kreative Ideen, um städtische Infrastrukturen an den Klimawandel anzupassen und so „klimafit“ zu machen. In den nächsten Jahren könnten städtische Gebiete eine vollständig nachhaltige Umgestaltung erleben.


So kann beispielsweise vollständig recycelter, kohlenstoffspeichernder Beton in neu errichteten Gebäuden und Straßen verwendet werden. In Stockholm und Hamburg könnten neue, nachhaltige Elektrofähren für die täglichen Fahrten der Einwohner eingesetzt werden. Um Städte nachhaltig zu gestalten, bedarf es jedoch einer Mischung aus verschiedenen Technologien, Konzepten und wesentlich ehrgeizigere Maßnahmen in allen Bereichen.


Und natürlich ist Nachhaltigkeit in Städten nur zu erreichen, wenn die Städte selbst die ersten Schritte unternehmen. First Climate freut sich darauf, Städte bei der Offenlegung ihrer Klimadaten zu unterstützen und sie auf ihrem Weg zu Netto-Null zu begleiten. Kontaktieren Sie unser Consulting-Team, um mehr zu erfahren.


und Savannah Spotts, Marketing and Communications Specialist

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