Position von First Climate zur Erweiterung der EU-Taxonomie
Am 6. Juli 2022 stimmte die EU dafür, die EU-Taxonomie zu erweitern sowie Investitionen in Gas und Atomkraft als grün einzustufen. Die Entscheidung hat in Europa und weltweit gemischte Reaktionen hervorgerufen. Was bedeutet sie für künftige Investitionen und den Weg zu Net Zero und wie steht First Climate zu dem Thema?
In der vergangenen Woche entschied sich das Europäische Parlament dafür, die EU-Taxonomie zu erweitern, um bestimmte Investitionen in Gas und Atomkraft als „grüne“ Optionen aufzunehmen, sie also als nachhaltig zu bewerten. Obwohl das Parlament in dieser Frage gespalten war (278/639 Abgeordnete stimmten gegen den Vorschlag), wurde der Vorschlag angenommen und wird aller Wahrscheinlichkeit nach rechtskräftig, sobald die Taxonomie-Regeln 2023 greifen.
Die EU-Taxonomie ist ein Klassifizierungssystem, das darauf abzielt, Greenwashing zu vermeiden und Europa bis 2050 auf den Weg zur Klimaneutralität zu bringen, indem Standards dafür festgelegt werden, welche wirtschaftlichen Aktivitäten als nachhaltig eingestuft werden können. Nach Ansicht von First Climate führt der neue Vorschlag die Politik in die entgegengesetzte Richtung.
„Die EU-Taxonomie macht einen Schritt nach vorne und dann plötzlich zwei Schritte zurück. Lässt man zu, dass Investitionen in Gas- und Atomkraft als umweltfreundlich eingestuft werden, werden Investitionen, die dringend für erneuerbare Energien benötigt werden, stattdessen womöglich in Energiequellen umgeleitet, die gerade auch für kommende Generationen eher eine Belastung darstellen werden“, sagt Mike Hatert, COO der First Climate Markets AG. Er fügt hinzu: „Unseren Kundinnen und Kunden können sicher sein, dass wir Investitionen in nachhaltige regenerative Energien wie Wind, Sonne, Wasser und Geothermie weiterhin fördern werden. First Climate wird Gas oder Atomstrom nicht als grüne Energie bezeichnen.“
Warum ist der Vorschlag umstritten?
Erdgas ist ein fossiler Brennstoff, der Emissionen freisetzt und grundsätzlich nicht als grüne Energiequelle gilt. Es setzt jedoch weniger Emissionen frei als andere fossile Brennstoffe wie Kohle. Befürworter von Erdgas sind der Ansicht, dass es als „Brücke“ für den Übergang zur Energiewende dienen könne.
Die Diskussion um die Kernkraft ist etwas differenzierter. Sie gilt unter Befürwortern als hocheffiziente Energiequelle, die in der Stromproduktion keine CO2-Emissionen freisetzt und einen hohen Energiebedarf decken kann. Allerdings entstehen bei der Atomkraft radioaktive Abfälle, die bei falscher Handhabung extrem gefährlich sein können. Nukleare Unfälle sind zwar sehr selten, haben aber immense Auswirkungen auf die Umwelt. Und obwohl Kernkraftwerke sorgfältig platziert werden, kann ein Gebiet, das zu einem bestimmten Zeitpunkt als sicher gilt, plötzlich unsicher werden. Beispielsweise sind in der Ukraine ehemals sichere Atomkraftwerke nun durch den Krieg immens bedroht und stellen ein hohes Risiko für die Umwelt und die öffentliche Gesundheit dar. Viele Stimmen halten es daher für fraglich, ob es Sinn macht, dieses Umweltrisiko als „grün“ zu klassifizieren.
Wie geht es nun weiter?
Der Vorschlag könnte noch abgelehnt werden, bevor er offiziell in Kraft tritt. Dieses Szenario würde jedoch nur eintreten, wenn sich 20 der 27 Mitgliedsstaaten dagegen aussprechen. Die Chancen dafür sind allerdings gering.
First Climate sieht davon ab, Gas und Atomkraft als nachhaltig oder grün einzustufen. Für die Beschaffung von Ökostrom bietet First Climate Grünstrom-Herkunftsnachweise (engl. = Energy Attribute Certificates – EACS) an, die relevante Informationen über die erzeugte Energie enthalten, um vollständige Transparenz über die gelieferte Energie zu gewährleisten. First Climate wird Sie weiterhin über die wichtigsten Entwicklungen in dieser Debatte informieren.