Wissenschaftler veröffentlichen erste Zwischenergebnisse der MOSAiC-Expedition
Vor mehr als einem Jahr ist das deutsche Forschungsschiff Polarstern mit der MOSAiC-Besatzung (Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of Arctic Climate) an Bord zurückgekehrt – und mit ihr eine noch nie dagewesene Menge an Daten. Erste Auswertungen der Beobachtungsergebnisse wurden jetzt von den Forschungsteams veröffentlicht.
Die MOSAiC-Forscher haben kürzlich den ersten Teil der Ergebnisse in drei wissenschaftlichen Artikeln in der Fachzeitschrift Elementa veröffentlicht. Diese Veröffentlichungen geben einen ersten Einblick in die Entdeckungen der Wissenschaftler, einschließlich der physikalischen und atmosphärischen Veränderungen, die über längere Zeiträume hinweg aufgezeichnet wurden. Unter der Leitung des Alfred-Wegener-Instituts (AWI), Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven konzentrierten sich die Forscher bei ihren Untersuchungen und Messungen auf den arktischen Schnee, das Meereis, den Ozean und die Atmosphäre. Während ihrer 12-monatigen Expedition haben die Forscher den bislang umfassendsten empirischen Datensatz über das Klimasystem der Arktis gesammelt, wo die Oberflächentemperatur der Luft doppelt so schnell ansteigt wie an anderen Orten auf der Erde. Mit ihren laufenden Forschungen und der Analyse der gesammelten Daten hoffen die MOSAiC-Wissenschaftler, den Grund dafür herauszufinden, und neue Erkenntnisse über die arktischen Klima-Zusammenhänge zu gewinnen.
Wind und Meereis: Kritische Faktoren für den Zustand des arktischen Klimasystems
Eine der auffälligsten Beobachtungen, die die Forscher während ihrer Reise durch den Arktischen Ozean machten, war, dass sich das Treibeis viel schneller bewegt als ursprünglich erwartet. Nach Auswertung der verfügbaren Daten konnten die Forscher nun eine erste Erklärung dafür liefern: Niedrige Temperaturen am Boden führen zu starken und stetigen Winden. Zusammen mit anderen atmosphärischen Abweichungen bringen diese Faktoren das Meereis dazu, schneller zu treiben. Die Forschergruppen untersuchten auch im Detail, wie Veränderungen in der Atmosphäre und im Meereis mit der Wassertemperatur und der Salzkonzentration zusammenhängen und wie dies das lokale Klima beeinflusst.
Historische Mission liefert umfangreiche Wissensbasis für künftige Studien
Das Ausmaß der gesammelten Informationen bietet die Basis für zahlreiche künftige Studien und Schlussfolgerungen. Satellitenmissionen könnten in Zukunft etwa untersuchen, wie der Wind Schneeverwehungen beeinflusst, wie er das Eis in der Region vorantreibt und welche Bedeutung der Schnee ganz generell für das arktische Wetter- und Klimageschehen spielt. Die Daten weisen darauf hin, dass Schnee für die Existenz des Nordpols von entscheidender Bedeutung ist, da er das Sonnenlicht reflektiert, Süßwasser speichert und das Meer isoliert. „Die physikalischen Beobachtungen sind die Grundlage für die Interpretation biogeochemischer Kreisläufe und Ökosystemprozesse sowie für die Unterstützung gekoppelter Modelle, die wir nutzen, um noch mehr über die Rückkopplungen des Klimas und die globalen Auswirkungen der arktischen Veränderungen zu erfahren. Diese Veränderungen können Wetter und Klima weltweit beeinflussen“, erklärt Prof. Markus Rex, Leiter von MOSAiC und Atmosphärenforscher am AWI.
Über MOSAiC
Die MOSAiC-Expedition war eine einjährige Studie zur Datenerfassung in der Arktis. Es handelt sich um die erste und umfassendste Forschungsmission ihrer Art zur Untersuchung des Arktischen Ozeans. MOSAiC brachte im September 2019 und Oktober 2020 ein internationales, multidisziplinäres Team von Wissenschaftlern aus mehr als zwanzig Nationen an Bord des deutschen Forschungsschiffes Polarstern zusammen.