Zusagen über 300 Milliarden US-Dollar für den globalen Klima-Fonds und Finalisierung der Artikel 6-Vereinbarung signalisieren Fortschritte trotz anhaltender Kritik
Auf der COP29 in Baku kamen auch in diesem Jahr wieder fast 200 Staaten zusammen, um über die großen Fragen des internationalen Klimaschutzes zu diskutieren. Zu den wichtigsten Ergebnissen zählt die Zusage, die jährliche Klima-Finanzierung für besonders vom Klimawandel betroffene Regionen bis 2035 auf 300 Milliarden US-Dollar gegenüber den bisher im Raum stehenden Summen verdreifachen zu wollen. Einen wichtigen Meilenstein stellt außerdem die Finalisierung der Regeln für den Artikel 6 des Pariser Abkommens dar, der die zukünftige Ausgestaltung des internationalen CO2-Handels regelt.
Die Einigung auf die neuen Finanzzusagen kamen für viele Beobachter durchaus überraschend. Gleichzeitig stellt die Einigung auf die Summe von 300 Milliarden US-Dollar jährlich an finanzieller Unterstützung zwar einen großen Fortschritt dar, allerdings bleibt auch dieser Betrag weit hinter den 1,3 Billionen US-Dollar zurück, die nach Ansicht einiger Verhandlungsführer zur Bewältigung der Klimafolgen notwendig sind. Darüber hinaus warnen Kritiker, dass die mit der Einigung einhergehende Verlängerung relevanter Zeitpläne zu einer verzögerten Umsetzung dringend benötigter Maßnahmen und zu einem weiteren Auflaufen zusätzlicher klimawandelbedingter Kosten führen könnten.
Der Kern aller Klimaschutzbemühungen ist die sofortige und substanzielle Reduktion des globalen Treibhausgas-Ausstoßes, wie Wolfgang Brückner, Geschäftsführer der First Climate Project Development GmbH, unterstreicht, der die COP-Verhandlungen in Baku als Besucher direkt mitverfolgt hat. „Diese Reduktionen können vor allem durch den massiven Ausbau erneuerbarer Energien, den Stopp der Entwaldung und verstärkte Aufforstungsmaßnahmen erreicht werden. Die Finanzierung dieser und anderer Maßnahmen erfordert mehr Ehrgeiz und eine solide Klimafinanzierung durch den öffentlichen und privaten Sektor. Selbst mit dem Hoffnungsschimmer, den die COP 29 gebracht hat, sind diese Fragen noch nicht in dem Maße gelöst, wie es für eine wirksame Umsetzung erforderlich wäre.“
Wichtige Entscheidungen zum Artikel 6-Regelwerk
Eine von vielen Beobachtern als positiv bewertete Entwicklung auf COP war die Verabschiedung des Artikel 6-Regelwerks und die Annäherung in der Frage, wie der internationale CO2-Handel nach den Maßgaben des Pariser Abkommens in Zukunft ausgestaltet werden soll. Artikel 6.4 führt einen zentralisierten, standardisierten und von den Vereinten Nationen überwachten Zertifizierungs-Mechanismus ein („Paris Agreement Crediting Mechanism“) ein, der strenge Standards für Transparenz und Umweltintegrität des Verfahrens festlegt. Auf diese Weise sollen nicht zuletzt die Staaten bei der Erfüllung ihrer Reduktionsverpflichtungen, den so genannten Nationally Determined Contributions (NDCs), unterstützt werden.
Artikel 6.2 befasst sich mit dem internationalen CO2-Handel auf bilateraler und multinationaler Ebene. Die getroffenen Vereinbarungen stellen sicher, dass Transaktionen von CO2-Zertifikaten im Rahmen des Artikel 6.2 durch ein neues internationales Registrierungssystem kontrolliert und erfasst werden. Dadurch sollen Investitionen in hochqualitative Klimaschutzprojekte – insbesondere in besonders vulnerablen Ländern und Regionen – beschleunigt werden.
Auch wenn insbesondere bei der Finanzierung von Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen noch erhebliche Lücken bestehen, bilden die Beschlüsse der COP 29 eine Grundlage für die Skalierung kooperative Klimaschutzmaßnahmen und eröffnen damit neue Chancen, den Beitrag der CO2-Märkte und der globalen Klimafinanzierung bestmöglich mit der Erreichung internationaler Klimaziele in Einklang zu bringen.
Bildnachweis: © First Climate
Bildunterschriften: (1) Wolfgang Brücker und Yves Keller (v.l.n.r.) von First Climate in Baku, November 2024; (2) Wolfgang Brückner, Michael Ivenso von der National Council on Climate Change (NCCC) in Nigeria; ( Bilder 3-8) weitere Impressionen aus Baku.
Darüber hinaus sollen die Artikel-6-Mechanismen die Transparenz erhöhen, das Vertrauen stärken und die Umweltintegrität gewährleisten, während sie gleichzeitig skalierbare und innovative Initiativen zur Kohlenstoffreduktion auf globaler Ebene erleichtern.
Wolfgang Brückner betont: "Damit Artikel 6 zu einem echten Erfolg wird und sowohl die Staaten als auch die Privatwirtschaft ihre Klimaverpflichtungen tatsächlich einhalten, müssen sie die Chancen, die der CO2-Handel bietet, aktiv nutzen und darüber die Umsetzung konkreter Emissionsminderungs- und CO2-Senkenprojekte entschieden vorantreiben.“